Senium

    Das Senium beschreibt die Lebensphase des hohen Alters, die bei Frauen in der Regel nach den Wechseljahren (Postmenopause) beginnt und mit einem Alter von etwa 65 Jahren einsetzt. In dieser Lebensphase sind bestimmte gynäkologische Fragestellungen besonders relevant, da der Körper einer Frau weiterhin durch hormonelle Veränderungen, altersbedingte körperliche Prozesse und ein erhöhtes Risiko für bestimmte Erkrankungen beeinflusst wird. Diese gynäkologischen Themen betreffen vor allem die Genital- und Brustgesundheit, aber auch präventive Maßnahmen spielen eine zentrale Rolle.

    Hormonelle Veränderungen und Folgen im Senium

    Nach den Wechseljahren bleibt der Östrogenspiegel dauerhaft niedrig, was zu anhaltenden körperlichen Veränderungen führen kann. Diese betreffen vor allem die Schleimhäute der Genital- und Harnwege, die weiterhin an Elastizität und Feuchtigkeit verlieren können. Häufige Fragestellungen in diesem Zusammenhang sind:

    • Vulvovaginale Atrophie: Der anhaltende Östrogenmangel führt zu einer weiteren Ausdünnung und Schrumpfung der Schleimhäute im Bereich der Vulva und Vagina. Dies kann Beschwerden wie Juckreiz, Brennen, vaginale Trockenheit und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) verursachen. Hier können lokale Östrogentherapien oder feuchtigkeitsspendende Cremes helfen.
    • Harnwegsprobleme/Senkungsbeschwerden: Frauen im Senium leiden häufig unter Inkontinenz oder wiederkehrenden Harnwegsinfektionen, da das Gewebe des Harntraktes weniger widerstandsfähig wird. Zudem kommt es häufig zu einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur und damit verbunden zur Senkung von Blase oder Gebärmutter, sowie der Scheide. Eine gezielte Beratung zur Blasengesundheit und Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur (z. B. Beckenbodentraining) können hilfreich sein. In schweren Fällen kommen medikamentöse Therapien oder operative Maßnahmen in Betracht.

    Erhöhtes Risiko für gynäkologische Krebserkrankungen

    Im Alter steigt das Risiko für gynäkologische Krebserkrankungen, darunter:

    • Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom): Besonders bei postmenopausalen Blutungen sollte eine genaue Abklärung erfolgen, da dies ein typisches Symptom für Gebärmutterkrebs sein kann.
    • Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom): Dieser Krebs ist im Frühstadium oft symptomlos, daher bleibt die regelmäßige gynäkologische Vorsorge auch im hohen Alter wichtig. Ein erhöhtes Risiko besteht vor allem bei familiärer Vorbelastung.
    • Brustkrebs: Die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, steigt mit dem Alter an. Frauen sollten daher auch im Senium regelmäßige Mammographie-Untersuchungen und Brustuntersuchungen durch den Gynäkologen wahrnehmen.

    Osteoporose und Frakturen

    Nach den Wechseljahren beschleunigt der Östrogenmangel den Abbau von Knochensubstanz, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für Osteoporose führt. Dies ist eine der häufigsten Erkrankungen bei älteren Frauen und geht mit einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche (Frakturen), insbesondere von Hüfte, Wirbelsäule und Handgelenken, einher. Gynäkologen können vorbeugende Maßnahmen wie Knochendichtemessungen, Kalzium- und Vitamin-D-Präparate sowie regelmäßige körperliche Aktivität empfehlen. Bei fortgeschrittener Osteoporose können Medikamente wie Bisphosphonate oder Hormonersatztherapien in Erwägung gezogen werden.

    Sexuelle Gesundheit und Intimität im Alter

    Auch im Senium bleibt sexuelle Gesundheit für viele Frauen ein wichtiges Thema. Durch vaginale Trockenheit und hormonelle Veränderungen kann es jedoch zu Beschwerden beim Geschlechtsverkehr kommen. Wir beraten zu möglichen Behandlungsoptionen wie lokalen Östrogencremes, Gleitmitteln und weiteren Hilfsmitteln, um die sexuelle Gesundheit und Lebensqualität zu erhalten.

    Präventive Maßnahmen und Vorsorgeuntersuchungen

    Regelmäßige gynäkologische Untersuchungen bleiben auch im hohen Alter wichtig, um frühzeitig Krebserkrankungen oder andere gesundheitliche Probleme zu erkennen. Dazu gehören:

    • Vorsorgeuntersuchungen zur Brust- und Gebärmuttergesundheit (z. B. Mammographie und transvaginale Ultraschalluntersuchungen)
    • Beratung zur Blasen- und Darmgesundheit (um Harnwegs- und Darmprobleme frühzeitig zu erkennen)

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    Dr. Annett Lusky-Geißler

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